Wer den Erfahrungsbericht meines Kollegen gelesen hat, weiß mit welchen Schwierigkeiten ich bei dem Jaguar rechnen musste. Obwohl ich im Vorfeld skeptisch gestimmt war, lies auch ich mich auf das Experiment ein.
Bereits zu Beginn wurde mir angekündigt, dass ich die kommenden Wochen ohne bestimmte Funktionen fahren müsste, da die Mittelkonsole ausgefallen war. Da eben diese die einzige Möglichkeit darstellt, die Klimaanlage, die Unterhaltungselektronik und viele Einstellungen zu bedienen, versprach die erste Fahrt ziemlich langweilig zu werden. Zu meinem Erstaunen war dem aber nicht so und ich konnte alle Funktionen nutzen.
Die erste Fahrt konnte sich sehen lassen. Außerordentliche Beschleunigung, super Straßenlage und fast lautlos. Die schnelle Entladung, die mir bereits bekannt war, konnte ich ebenfalls feststellen. Was aber bei der Fahrt nicht ins Gewicht gefallen ist, da ich nur einen Weg von ca. 80 km zu bestreiten hatte. Daher konnte ich den Wagen ausführlich testen.
Meine Freude darüber, dass die Elektronik funktioniert hat, musste bereits einige Tage später weichen, da die Mittelkonsole wieder ausfiel. Nach 2 Wochen Wartezeit auf einen Termin in der Werkstatt konnte der Wagen dann letztendlich repariert werden. Laut Werkstatt wurde ein Softwareupdate aufgespielt, welches den Fehler behoben hat. Dem folgte aber gleich das nächste Problem. Die Remote-App, die z.B. das Orten des Fahrzeugs, das Tracken der Fahrten und das Abrufen des Fahrzeugstatus ermöglichen soll, bekam keine aktuellen Daten mehr. Sowohl das Tracken der Fahrten, als auch alle Status des Fahrzeuges wurden nicht mehr aktualisiert. Die Lösungsvorschläge der Service-Hotline brachten leider nicht den gewünschten Erfolg. Geholfen hat dann nur noch die Neuzuordnung des Fahrzeugt zu meinem Profil durch den Verkäufer. Das Fahrzeug musste von meinem Jaguar Profil bzw. Remote App entfernt und wieder hinzugefügt werden, was nur durch das Autohaus erledigt werden kann.
Das sollte auch das letzte Problem gewesen sein, das ich mit dem Wagen selbst hatte. Ab diesem Zeitpunkt lief eigentlich alles glatt. Durch eine entspannte Fahrweise und einen relativ kurzen Arbeitsweg konnte ich eine Woche ohne Zwischenladung auskommen. Natürlich nur wenn man die Privatfahrten nicht berücksichtigt. Dadurch konnte ich das Fahrzeug sehr gut als Arbeitsauto nutzen. Sollte es aber am Wochenende auch mal eine längere Fahrt werden, war einiges an Planung notwendig. Wie lang ist die Strecke? Wo kann ich laden? Was mache ich, wenn die Ladesäule besetzt oder defekt ist? Einfach losfahren ist dann nicht mehr drin.
Und damit wären wir auch schon bei einem der spannendsten Themen: Dem Laden des Jaguars. In meinem Heimatort habe ich mich ziemlich schnell auf eine Ladesäule festgelegt. Grund dafür war die Tatsache, dass in einem Umkreis bis 10 Kilometern keine weitere Schnellladesäule zu finden war. Hier hat das Laden immer sehr zuverlässig funktioniert und ich konnte meine Fahrten dementsprechend planen.
Das Laden an einer Schnelladesäule mit 50 Kilowatt dauert etwa 1,5 Stunden von 20% auf 100%. Diese Zeit muss natürlich in die Fahrten oder den Aufwand vor den Fahrten eingerechnet werden. Aufgrund des Standortes der Ladesäule, hatte ich nur die Möglichkeit während des Ladevorgangs über die Ausstellungsfläche des Autohauses zu laufen um sich die Fahrzeuge anzuschauen oder im Auto zu warten. Nach einigen Ladevorgängen auf der besagten Ausstellungsfläche kennt man bereits alle Fahrzeuge auswendig und versucht als Zeitvertreib herauszufinden, nach welchem Algorithmus das Autohaus die Fahrzeuge abstellt. In meiner Situation, mit einem relativ kurzen Arbeitsweg, hätte ich mit der Restreichweite am Wochenende auch den Einkauf erledigen können. Damit hätte ich nur einen Ladevorgang pro Woche durchführen müssen. Da dies aber nur sehr selten der Fall ist, waren es bei mir oft zwei Ladevorgänge an einem Wochenende. Demnach habe ich pro Woche etwa drei Stunden mit dem Laden des Jaguars verbracht. Aus diesem Grund wird man dazu bewegt, seine Fahrten so weit wie möglich zu beschränken, um kein drittes Mal zur Ladesäule fahren zu müssen. Das ist eine Einschränkung, mit der ich längerfristig nicht zurechtgekommen wäre.
Zum Thema"Laden" gibt es noch einen wichtigen Punkt: Die Ladeinfrastruktur. Bei einer Fahrt von ca. 100 km wollte ich für den Rückweg aufladen und bin zu einer Schnellladesäule in der Nähe gefahren. Nach mehreren Versuchen, den Ladevorgang zu starten und nach einigen Telefonaten mit dem Betreiber hat sich herausgestellt, dass die Ladesäule leider softwaretechnisch nicht mit dem I-PACE kompatibel ist. Die Möglichkeit, mit 20 Kilowatt zu laden, habe ich nicht wahrgenommen, da 6 Stunden Wartezeit keine Option waren. Das war aber noch kein Problem, da ich noch etwa 80 km Reichweite hatte. Schnell eine Schnellladesäule eines anderen Anbieters ausgesucht und hingefahren: Gleiche Ladesäule, gleiche Software und ebenfalls gleicher Fehler. Dennoch habe ich auch mit diesem Anbieter telefoniert, was abermals nicht geholfen hat. Zu diesem Zeitpunkt habe ich bereits 30% der Reichweite verbraucht, die ich vor der ersten Ladesäule hatte. Um nicht noch mehr Reichweite für die Suche nach einer funktionierenden Ladesäule zu verschwenden, habe ich mich entschieden auf dem Heimweg zu Laden. An einer Ladesäule, die in der Nähe der Autobahn stand, konnte ich nun endlich nachladen und heimfahren.
Diese Erfahrung hat mich dazu bewegt, auf unbekannten Strecken den Wagen nicht bis unter 40% zu fahren, bevor ich nachlade. Diesen Grundsatz habe ich auch auf meiner letzten und gelichzeitig längsten Fahrt mit dem I-PACE befolgt, die ca. 430 Kilometer betrug. Während des Zwischenladens des Wagens auf dieser Fahrt hatte ich die Gelegenheit, andere Elektroautos zu sehen und die Ladegeschwindigkeit zu vergleichen. Mit Erstaunen habe ich festgestellt, dass der I-PACE im Stande ist, mit bis zu 87 Kilowatt Spitze zu laden. Noch mehr erstaunt hat mich die Tatsache, dass ein Elektroauto von Audi mit bis zu 140 Kilowatt Spitze laden konnte und Tesla ermöglicht die Ladung sogar mit bis zu 180 Kilowatt. Demnach hat der Jaguar noch ziemlich viel Luft nach oben. Laut Jaguar liegt die relativ geringe Ladegeschwindigkeit an dem verbauten Anschluss und ein Upgrade ist für den I-PACE nicht vorgesehen.